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Die Geschichte von Thörl
Die neue Marktgemeinde Thörl besteht seit dem 01. Jänner 2015. Vor der von Land Steiermark verordneten Gemeindefusion bestand die Marktgemeinde Thörl aus drei eigenständigen Gemeinden. Der Marktgemeinde Thörl, der Gemeinde Etmißl und der Gemeinde St. Ilgen.
Die historische Entwicklung der drei früheren Gemeinden hier im Überbick:
Die Geschichte von Thörl
Der landschaftlich reizvolle, vielgestaltige Raum um Thörl ist uralter steirischer Siedlungsboden. Die ältesten Spuren menschlicher Siedlungen reichen hier in die Jungsteinzeit zurück (Rettenwandhöhle im Thörlgraben). Um 600 n. Chr. kamen slawische Siedler in das Aflenztal. So mancher Siedlungsname stammt aus dieser Zeit. Die ersten bayrischen Kolonisten dürften schon im Laufe des 8. Jahrhunderts in dieses Gebiet gekommen sein.
Ein wichtiger Markstein für die Geschichte des Raumes von Thörl ist die Schenkung des Aflenztals durch den Kärntner Herzog Heinrich III. an das Stift St. Lambrecht im Jahr 1103. Das Stift blieb mit seiner großen Propsteiherrschaft Aflenz bis 1848 als Grundherr das bestimmende Element in diesem Raum.
Obwohl einzelne Orte der Gemeinde Thörl erst verhältnismäßig spät urkundlich genannt werden, bestanden manche von ihnen schon seit vielen Generationen. Palbersdorf dürfte z. B. schon im 12. Jahrhundert errichtet worden sein, urkundlich erscheint es erst 1342. Thörl erscheint als toer in der aynoed in einer Urkunde des Jahres 1345. Die Gegend hieß damals noch Einöd, die Straßensperre mit dem namengebenden Tor bestand bereits. Der Gegendname Hinterberg ist erstmals 1253 nachweisbar. So mancher Bauernhof des Gemeindegebietes geht auf einen bereits in der slawischen Siedlungsperiode gegründeten Hof zurück. Bis in höchste Lagen wurden in einem mehrere Jahrhunderte andauernden Besiedlungsvorgang Flächen für Bauernhöfe gerodet.
In der Siedlungsentwicklung der so vielfältigen Gemeinde Thörl spielte seit dem 14. Jahrhundert die Eisenverarbeitung im Raum Thörl eine bedeutende Rolle. Die Enge des Tales ließ hier die Gründung eines Dorfes nicht zu. In die sich über Jahrhunderte hinweg entwickelnde Werkssiedlung wurde allmählich auch der Bereich Einöd im Thörlgraben einbezogen. Außerdem spielte hier die wehrhafte Sperre an der Engstelle mit ihrem "Thörl" eine wichtige Rolle. Aus ihr hat sich Schloss Thörl entwickelt. Das "Alte Haus", über Jahrhunderte als Sitz der Gewerken des Oberen Hammers verwendet, das prachtvolle Schloss und die Villa Auheim dominieren neben der alles überragenden Ruine Schachenstein das Erscheinungsbild des Ortes.
Mit der aufblühenden Eisenindustrie unter den Pögel im Spätmittelalter und dem Ausbau der Hammerwerke durch die Gewerkenfamilien Fürst und Pengg im 19. und 20. Jahrhundert mussten die Werksanlagen vergrößert und zahlreiche Wohnhäuser für die Arbeiter errichtet werden. Ausweitungsmöglichkeiten für die Verbesserung der Infrastruktur und den Wohnhausbau gab es vor allem im Bereich von Palbersdorf.
Die Katastralgemeinden Hinterberg, Palbersdorf und Thörl waren seit der Schaffung der politischen Ortsgemeinde als kleinstem Baustein des Staats im Jahr 1849 in den Verband der großen Marktgemeinde Aflenz eingebunden. Mit der zunehmenden Differenzierung der Interessen Industrie im Bereich Thörl, Fremdenverkehr im Bereich Aflenz und Landwirtschaft in den übrigen Katastralgemeinden ergab sich zu Ende des 19. Jahrhunderts der Wunsch nach Aufteilung der Großgemeinde. Der Beschluss zur Trennung wurde 1910 gefasst und sollte nach Genehmigung durch den Landtag mit Jahresbeginn 1915 erfolgen. Wegen des Ersten Weltkrieges konnte die Trennung zunächst nicht erfolgen. Die konstituierende Sitzung der neuen Gemeinde Thörl fand am 13. August 1919 statt.
Mit Beginn des Jahres 1955 trat die Vereinigung der Gemeinde Fölz mit der Gemeinde Thörl in Kraft. Die neue Gemeinde wurde durch die Vereinigung nicht nur flächenmäßig stark vergrößert, sondern um landschaftlich reizvolles Gebiet, um viel Wald und um beste Wasserquellen bereichert. 1955 erhielt die Gemeinde das Recht, ein Wappen zu führen. Es nimmt auf die das Ortsbild beherrschende Ruine Schachenstein und auf die große Bedeutung der Thörler Werke in der metallverarbeitenden Industrie Bezug.
Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war durch große Wohnungsnot, wirtschaftliche Schwierigkeiten und soziale Spannungen geprägt. Bei den beiden großen politischen Lagern formierten sich paramilitärische Gruppen. Auf der eine Seite standen die Heimwehren, deren steirischer Zweig eigentlich den Namen "Heimatschutzverband" führte, auf der anderen Seite der "Republikanische Schutzbund". In der großen Wirtschaftskrise um 1930 traf auch so manchen Bewohner der Gemeinde Thörl das Schicksal des "Ausgesteuerten", denen nach bestimmter Zeit der Arbeitslosigkeit vom Staat kein Arbeitslosengeld mehr ausbezahlt wurde.
Als die politischen Differenzen am 12. Februar 1934 zu einer bewaffneten Auseinandersetzung eskalierten, nahm auch in Thörl eine tragische Entwick-
lung ihren Anfang, in deren Verlauf ein Gendarm tödlich verletzt wurde. Der Gemeinderat von Thörl wurde in der Folge auf Anordnung der Landesregierung aufgelöst, ein Regierungskommissär eingesetzt. Nicht minder schwierig waren die Jahre der NS-Herrschaft und des Zweiten Weltkrieges. Viele Männer aus der Gemeinde Thörl verloren ihr Leben. In den Werkshallen wurde, wenn auch unter schwierigen Bedingungen, doch kontinuierlich gearbeitet.
Als am 9. Mai 1945 die ersten Soldaten der Roten Armee in Thörl einrückten, war die Bevölkerung sehr verunsichert. Ein sowjetischer Offizier besichtigte in den ersten Nachkriegstagen die Werkshallen in Thörl, zeigte sich zufrieden und versprach dem Gewerken Pengg-Auheim weitere Beschäftigung. Aus den Thörler Werken wurde keine Geräte und Maschinen abtransportiert, die Produktion konnte weiter laufen. Der sowjetische Major Prokopienko sorgte für Disziplin seiner Soldaten, die bei Thörl auf der "Greitnerwiese" ein 50 Baracken umfassendes Lager aufgerichtet hatten. Dennoch war die Erleichterung sehr groß, als die Steiermark auf Grund des Zonenvertrages im Juli 1945 der britischen Besatzungszone zugeordnet wurde.
Wenn die Thörler Werke florierten, hatte die Bevölkerung Arbeit und die gewerbliche Wirtschaft Aufträge. Die Gemeinde tätigte große Investitionen, um die ständig steigenden Anforderungen bei den kommunalen Aufgaben erfüllen zu können. Volksschulneubau, Hauptschulneubau, Hallenbad, Gemeindewegebau, Sicherung Wasserversorgung und Abwasserreinigung waren große Aufgaben. Aus der einstigen Industriegemeinde wurde in den letzten Jahrzehnten eine attraktive Wohnsitzgemeinde mit einem blühenden Kultur- und Vereinsleben. 1994 erfolgte in Anerkennung dieser Leistungen die Erhebung zur Marktgemeinde.
Die Volksschule Thörl bestand um 1870 zunächst als Expositur von Aflenz. 1875 ließ der Gewerke Ignaz Fürst auf eigenen Kosten in Thörl ein Schulhaus errichten und schenkte es der Gemeinde. 1950 erhielt Thörl eine Hauptschule, die zunächst als Expositur von Kapfenberg geführt wurde und in den Räumen der alten Volksschule untergebracht war. Die neu erbaute Hauptschule konnte im Herbst 1952 bezogen werden.
In pfarrlicher Hinsicht gehörte Thörl seit der Besiedlung im Mittelalter zur alten Pfarre St. Peter in Aflenz. Die rasch wachsende Bevölkerung ließ nach der Mitte des 20. Jahrhunderts den Wunsch aufkeimen, für Thörl eine eigene Pfarre zu gründen. Für die Angehörigen der evangelischen Glaubensgemeinschaft bestand schon seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine eigene Predigtstation. 1913 wurde in Palbersdorf mit dem Bau einer eigenen Kirche begonnen. Die neue Christuskirche konnte am 29. Juni 1914 geweiht werden überschattet von der Nachricht über die Ermordung des Thronfolgerpaares in Sarajevo. Gewerke Hans (Johann III.) von Pengg stiftete das für den Pfarrhof und die neu zu erbauende katholische Kirche erforderliche Grundstück. Bis zur Errichtung einer eigenen Pfarrkirche diente die Barbarakapelle des Schlosses Thörl als Gottesdienstraum. Im Oktober 1962 begann der Neubau der Kirche, am 21. Juni 1964 wurde die neue Pfarrkirche geweiht und die bisherige Expositur Thörl zur selbständigen Pfarre erhoben.
Nähere Details zur geschichtlichen Entwicklung der Gemeinde Thörl sind in der im Jahre 1994 anlässlich der Markterhebung herausgegebenen "Gemeindechronik" ausführlich dokumentiert. Diese kann im Gemeindeamt zum Preis von € 47,00 erworben werden.
Die Geschichte von Etmißl
Aus der Zeit des Römerreiches fehlt für die Besiedlung dieser Gegend jeder Beweis. Als das Römerreich zusammengebrochen war, dürften die Karantanen (Alpenslawen) sich in dieser Gegend niedergelassen haben. Als Beweis dafür gibt es noch einige Namen, die von den zugesiedelten Deutschen übernommen wurden. Im Jahre 1114 wird der Name Weißenbach erstmalig genannt, geschrieben Wizenbach. Erst 176 Jahre später erscheint die Flußbezeichnung Zethmizel. 1494 finden wir in Urkunden die Ortsbezeichnung Etmißl. Es muss aber schon lange vor dieser Zeit als Siedlung bestanden haben. Im Zeitenlauf hat sich der Name öfters geändert. 1822 erscheint der Ort als Oedmösel. Auch der Ortsteil Lonschitz wird urkundlich 1312 als Lonsitz und 1354 als Lonschitz genannt. Der Name ist altslawischen Ursprungs (locica = sumpfige Wiese). Der Flurname Rain erscheint 1464 als ren (altslawisch). Manche heute noch erhaltenen Hausnamen erscheinen im Mittelalter. So wird 1353 schon der Name Wiederer genannt. Er stammt von an der Wyeter (altslawisch) und bedeutet Windseite. 1366 erscheint der Name Reut (Reiter). 1370 finden wir den Namen Steinitzer (Stanitzer). Auch dieser Name stammt aus dem Altslawischen und bedeutet an der Staenitz = stena = Wand. 1494 wird der Name Fürstner (am Vierst, heute Fürstners Stall) beurkundet.
In den Franzosenkriegen 1809 kamen auch versprengte französische Truppen nach Etmißl und versuchten, sich nach dem Westen durchzuschlagen. Sie schleppten Verwundete mit, von denen einige starben und auf der Höhe beim Weißenbacher (Lärcheck) bestattet wurden. Heute steht noch neben einem mit Steinen bedeckten Hügel eine Holzkapelle. Die Franzosen, denen es gelungen war, bis Tragöß durchzukommen, wurden in der dortigen Klamm gesteinigt. Beim Weißenbacher wird noch ein Franzosensäbel aufbewahrt.
Der Weltkrieg 1914 – 1918 forderte 21 Gefallene. Diesen wurde an der Kirche ein Denkmal errichtet.
Die Geschichte der Schule
Ehe Etmißl eine Schule besaß, wurde der Unterricht von Laien erteilt. Bis zum Jahre 1820 versammelte der Invalide Gasteiger die wissbegierige Jugend des Dorfes in seiner Wohnung. Lesen, Rechnen und Schreiben sollte man erlernen können. Als der Gasteiger gestorben war, gingen die lernfreudigen Kinder, soweit die Eltern die Vorteile einer Schulbildung erkannt hatten, nach Aflenz zur Schule. Der eine oder andere, der nun eine bessere Bildung genossen hatte, begann im Dorfe auf Ersuchen der Eltern die Kinder zu unterrichten. Dieser Laienunterricht dauerte bis zum Jahre 1860. In diesem Jahre kam der erste wirkliche Lehrer, mit dem Namen Hahn nach Etmißl. Da nur noch das Schulhaus fehlte, beschlossen die Ortsbewohner, durch Robot ein Schulhaus zu bauen. 1863 wurde der Bau begonnen. Die wenigen Maurer und Zimmerleute wurden aus der Gemeindekasse bezahlt. Alle anderen Leistungen wurden freiwillig von den Bewohnern gemacht. Der ebenerdige Steinbau hatte ein Klassenzimmer und drei Wohnräume. Mit der Zunahme der Schüler, es waren bereits 110 geworden, musste die Gemeinde an die Erweiterung der Schule denken. 1898 wurde ein Stockwerk aufgebaut und die Klassenzimmer in den 1. Stock verlegt. Aus dem alten Schulzimmer wurden Wohnräume gemacht. In dieser Form besteht die Schule bis zum heutigen Tage.
Kirche „Heilige Anna“ Etmißl
In früheren Zeiten bestand nur die kleine Kapelle am Berg und die Bewohner von Etmißl mussten nach Aflenz zur Kirche gehen. Im 18. Jahrhundert kaufte die Gemeinde bereits den Grund, auf dem die Kirche steht. Lange Jahre fehlte es am Geld zum Kirchenbau. Durch die Bemühungen des Pater Husika gelang es 1860 den Bewohnern von Etmißl, Lonschitz und Oisching das Bauholz und die Steine zum Kirchenbau unentgeltlich zu beschaffen. Die Besitzer und Dienstboten spendeten einen größeren Geldbetrag, so dass es möglich wurde, 1861 mit der Grundsteinlegung zu beginnen. Im Jahre 1863 musste der Kirchenbau unterbrochen werden, da die Gemeinde den Auftrag erhielt, ein Schulhaus zu bauen. 1864 wurde der Kirchenbau fortgesetzt. Am 24. September 1865 erfolgte die Weihe der neuen Kirche, im bischöflichen Auftrag, durch Herrn Dechant Bauer aus Mariazell. Sie ist der Heiligen Anna geweiht. Seit 1867 finden im Wechsel mit St. Ilgen Gottesdienste statt. Alles, was die Kirche aufzuweisen hat, wurde durch große Opferbereitschaft der Bewohner von Etmißl geschaffen.
Die Geschichte von St. Ilgen
In St. Ilgen reichen die frühesten Spuren einer Besiedlung bis in die Slawenzeit zurück; die einzigen Zeugen dieser mehr als ein Jahrtausend zurückliegenden Besiedlung sind nur die heute noch lebendigen Orts- und Flurnamen. Die früheste urkundliche Nennung im Gemeindegebiet von St. Ilgen stammt aus dem Jahr 1366, wo eine Mühle an der Czmein an dem Reut gelegen genannt wird, die mit der Kropfmühle in Zwain ident ist. Der Name St. Ilgen, 1382 erstmals urkundlich mit in sancto Egidio genannt, stammt von der dem heiligen Ägidius geweihten Kirche. Erste indirekte Hinweise auf eine Bevölkerung in St. Ilgen bietet das St. Lambrechter Urbar von 1390, wonach um die 60 bewohnten Häuser genannt werden. Erster Gemeindevorsteher der freien Ortsgemeinde St. Ilgen war ab 1850 Andreas Pierer. Dieser war seit 1818 durch Zuheirat Besitzer des Hainzlergutes in Innerzwain. Die von seiner Hand geschriebenen heute noch am Hof erhaltenen Wirtschaftstagebücher aus den Jahren 1831 bis 1864 zeugen nicht nur von seiner Gewissenhaftigkeit und einem gesunden Wirtschaftsverständnis, sondern beweisen vielmehr, dass er schon musterhaft schreiben konnte, was zu diesem Zeitpunkt für einen Bauern bei Gott keine Selbstverständlichkeit war. Nicht umsonst waren viele der ersten Gemeindevorsteher Gewerken, Verwalter und ähnliches. Die Bildung der Ortsgemeinde selbst fand am 26. April 1850 statt, die Wahl der Vorstände am 19. Juni 1850.Der Hochschwab, mit 2.277 m die höchste Erhebung im Gemeindegebiet von St. Ilgen, wurde schon frühzeitig touristisch erschlossen. Die erste dokumentierte touristische Besteigung des Hochschwabs erfolgte durch Erzherzog Johann am 13. Juli 1803. Eine literarische Erschließung des Hochschwabs erfolgte durch Peter Rosegger, welche er in seinem Buch "Am Wanderstabe" dokumentierte.
Nähere Details zur geschichtlichen Entwicklung der Gemeinde St. Ilgen sind in der im Jahre 2001 herausgegebenen "Gemeindechronik St. Ilgen" ausführlich dokumentiert. Diese kann in der Bürgerservicestelle St. Ilgen zum Preis von € 32,70 erworben werden.
Öffnungszeiten
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Fr:
07.30 - 12.00 und
14.00 - 17.00
07.30 - 12.00
07.30 - 12.00
14.00 - 19.00
07.30 - 13.00
Bürgermeistersprechtag:
Do: 17:00 - 19:00
(mit Terminvereinbarung)
In folgenden Angelegenheiten bitten wir Sie um eine vorherige telefonische Terminvereinbarung:
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Bauamt
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Standesamt